Mittwoch, 10. März 2010

murrende Paxe

Passagiere... das sind nicht nur Menschen, die die Arbeitsplätze von uns Flugbegleitern sichern. Sie benehmen sich auch sehr unterschiedlich. So haben wir jene, die sich mit Handschlag und einem dreifach wiederholten 'Thank you sooooo much!!! The flight was wonderful. You flight attendants did an amazing job!!!' (zu deutsch: War ein guter Flug.) verabschieden. Das ist natürlich gut fürs Selbstwertgefühl. Und deshalb werden sie von uns auch liebevoll 'Paxe' genannt. Versteht diese Verkürzung nicht falsch. Das bedeutet keineswegs, dass wir Wörter mit mehr als 2 Silben nicht aussprechen können. Wir wollen bloß einfach nicht, oder haben nicht die Zeit dazu, oder denken, dass ein Kosename doch ganz passend ist. Passend vor allem für die andere, mindestens genauso große Gruppe der murrenden, sich beklagenden, motzenden Passagiere, die irgendwie immer wieder den Weg in unsere Flieger finden... und genau eine dieser 'Damen' stolperte auf meinem letzten Flug nach Buenos Aires über meinen Humor. Auf die Beschwerde hin, in ihrem Essen wären doch nur 5 Fleischstücke gewesen und viel zu viele Kartoffeln und das wäre doch eine ungeheure Frechheit, gab ich zu bedenken, dass sie doch froh sein solle, denn dann würde sie wenigstens satt werden (was bei den Portiönchen bei uns an Bord zugegebenermaßen nicht sehr leicht ist). Woraufhin sie nicht glücklich auf ihren zugewiesenen Platz entschwand, sondern entgegnete, dann könne sie doch gleich zu dieser großen amerikanischen Fastfoodkette gehen...
HABEN DIE ETWA KARTOFFELSNACKS BEI MAC DONALD'S????

Und noch eine Frage: Was macht eine solche Begegnung noch schöner??? Richtig, wenn es nicht bei einer bleibt... Zum einen beschwerte sich diese Passageuse einige Zeit später bei meinem Kollegen, ich würde meinen Job nicht richtig machen, denn ich würde doch nie bei ihr bedienen - was freilich korrekt war, denn mir war ein anderes sog. Compartment (d.h. ein anderer Bereich des Fliegers mit anderen Paxen) zugeteilt. Zum anderen hatte sie auch zufällig das selbe Hotel gebucht.
Dazu lasst euch eines gesagt sein: Wir Flugbegleiter haben mehrere Flüge im Monat, teilweise in der Woche und selbst unsere Kollegen haben wir erst vor wenigen Stunden kennengelernt - es ist daher unmöglich sich jedes Gesicht zu merken. Als Passagier hat man freilich nicht viel zu tun auf so einem langen Flug und kann sich daher jede Sommersprosse und noch so kleine Einzelheit von mir und meinen Kolleg(inn)en einprägen und wäre nach einem Flug wahrscheinlich noch Wochen später in der Lage, von jedem von uns ein Phantombild zu erstellen, das jeden Polizisten in Verzückung versetzen würde.

Nehmt daher auf euren nächsten Flug nicht nur euren Kindern Malzeug mit und zeichnet ein (halbwegs realistisches) Selbstporträt, das ihr uns bei der Verabschiedung in die Hand drückt, wenn ihr in der Mall in Dubai oder im Hotel in Sao Paulo von uns erkannt werden wollt.

Mittwoch, 24. Februar 2010

Flugbegleiter brauchen keinen Schlaf...

Ich weiß, ich weiß, es gibt kaum einen Beruf, der so klischeebehaftet ist, wie der der Stewardess bzw. des Flugbegleiters. Da hätten wir neben der traumhaften Vorstellung vieler, Piloten und Stewardessen vergnügten sich nach Dienstschluss immer sehr gern miteinander, auch die verbreitete Überzeugung, wir würden immer nur die Flughäfen sehen.
Wagen wir dazu mal ein kleines Gedankenexperiment: Ihr steht bei der Backwarenfachverkäuferin eures Vertrauens und macht ein bisschen Small Talk, als sie euch erzählt, dass sie bereits seit 11 Stunden hinter der Theke steht. Würdet ihr da auf die Idee kommen, sie zu fragen, ob sie noch eine elfstündige Schicht 'hintendran hängt'? Nein. Also! Aber wir müssen uns nach jedem Langstreckenflug die Frage anhören: 'Und, Sie fliegen jetzt gleich zurück, oder?'. Daher möchte ich euch in meinem ersten Beitrag auf einen in diesem Zusammenhang vernachlässigten Aspekt aufmerksam machen...

Wir Flugbegleiter sind schon ein lustiges Grüppchen. Wir können eigentlich immer und überall schlafen: im Sitzen, im Stehen, im Bus über die holprigsten Straßen Neu-Delhis, im Flieger auf dem Weg zur Arbeit und natürlich in unseren Betten im hinteren Teil des Fliegers - selbst bei Turbulenzen, die den Passagieren die Gesichtszüge entgleisen lassen. Das heißt natürlich nicht, dass wir ständig müde sind. Im Gegenteil: zu einer Zeit, sagen wir um 3 Uhr nachts, wenn jeder 'normale Mensch' in seinem Bettchen liegt, müssen sich hunderte von uns entweder aus diesem quälen, oder sich gerade auf einem 13-Stunden-Flug wach halten. Außerdem sind wir auf so genannten 'Frühaufstehertouren' längst unterwegs zum Flughafen oder dort schon angekommen, da wir bereits um 2 Uhr nachts am Hotel abgeholt wurden.
Da verwundert es doch nicht, wenn ein Großteil von uns nach dem Motto lebt (und schläft): Nutze deine Chance, du weißt nicht, wann wieder ein flauschiges Kissen lockt...
So kann eine Freundin von mir (sie ist auch Flugbegleiterin) ohne weiteres 17 Stunden am Stück schlafen. In einem Beruf, der es erfordert, manchmal 24 oder mehr Stunden wach zu sein, ist das nicht nur beneidenswert, es ist möglicherweise sogar eine Jobvoraussetzung.